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Von fliegenden Pinguinen und dem Loslassen

"Du hast etwas besseres verdient"... "Der / Die hat Dich gar nicht verdient"..."Der / Die weiß ja gar nicht wie viel Glück er / sie hat"... "Warum tust Du Dir das noch an?".


Wenn Dich mindestens einer dieser Sätze erreicht hat, dann warst Du auch schon mal hier. An diesem Punkt, an dem Du dein Herz in einer Freundschaft, einem Arbeitsverhältnis oder einer Ehe nahezu restlos ausgewrungen hast, um das was da ist, zu erhalten.

Der Punkt, an dem Du beinahe jeden Tag weniger in dich selbst hineinhorchst, weil Du all deine Zeit und Energie aufwenden "musst", um etwas zu erhalten. Zu beleben. Zu beschützen. Zu versorgen.


Es wird sich lohnen - bald schon werden Partner*in, Freund*in oder Arbeitgeber*in erkennen, was Du alles gibst, und Dir etwas zurückgeben.

Etwas, tief in Dir brüllt Dir mitten ins Herz:

"Es wird sich lohnen - bald schon werden Partner*in, Freund*in oder Arbeitgeber*in erkennen, was Du alles gibst, und Dir etwas zurückgeben. Dich wertschätzen und unterstützen".

Für Dich ist völlig klar, dass sie es - wenn sie es denn erstmal erkannt haben - auch für Dich jederzeit so tun würden.

Aktuell können sie es nicht sehen - zu groß sind ihre Sorgen / Süchte / Ängste oder Nöte. Aber sie werden es sehen können.

Sie werden...

Sie...


Sie werden nichts davon - und Du weißt es.

Sie werden nichts davon - und Du weißt es.

Der Grund dafür liegt in der Ausgangslage.

Wer, der denn alles für Dich geben wollen soll - würde denn auch nur einen Tag lang zulassen, dass Du Dich selbst so sehr vernachlässigst?

Wer, der denn so selbstlos sein könnte, sich für Dich aufzuopfern, würde es nicht auch jetzt schon tun?

Das heißt nicht, dass Du einen Fehler machst.

Versteh mich nicht falsch!

Nicht, dass Du das Problem bist.

Das heißt einfach, dass Du so emphatisch bist, dass Du selbst deine letzten Reserven für jemanden gibst, der selbst nicht mal seinen Überschuss freiwillig mit Dir teilen würde.

Das heißt nicht, dass er / sie einen Fehler macht.

Nicht, dass sie ein Problem sind.

Das heißt einfach, dass er oder sie so sehr mit sich selbst beschäftigt sind, dass sie schlicht nicht in der Lage sind, Dich zu sehen. Wer nicht bereit ist etwas zu reflektieren, der wird auch nach Jahren der aufopfernden Fürsorge deinerseits keinen Schritt aus der Situation heraus machen können, um ein paar Schritte in deinen Schuhen zu laufen.

Wenn zwei dieser Menschen aufeinandertreffen, kann das sicher eine recht gesunde Sache sein - schließlich hat jeder sich selbst, und stört sich nicht groß an Freude oder leid des anderen.


Was wir dabei gern vergessen ist, dass es sich bereits mehrfach als wenig sinnvoll erwiesen hat, einen Pinguin das Fliegen zu lehren.


Wenn sie Dir bei diesen Worten die Nackenhaare aufstellen, dann bist Du nicht allein. Für einen empathischen Menschen ist es kaum vorstellbar, dass sein gegenüber einen anderen Blick auf die Welt haben könnte als er selbst. Denn er tut ja alles, um beim entdecken zu helfen. Was wir dabei gern vergessen ist, dass es sich bereits mehrfach als wenig sinnvoll erwiesen hat, einen Pinguin das Fliegen zu lehren. Ihn daran zu erinnern.

Wir können es ihm zeigen, vorlesen, aufmalen, vorsingen oder tanzen. Mit allen logischen Schlüssen erörtern. Ihn darum bitten, zu flehen oder ihn unter Druck setzen.

Selbst wenn er uns in der Theorie versteht, er wird nicht fliegen. Weil er es schlichtweg nicht kann - ganz gleich wie sehr er - an guten Tagen - Fliegen möchte.


Nachdem Du deinen Pinguin nun mehrfach in die Luft geschleudert, von Klippen gestoßen und mittels Hypnose zu Selbstwahrnehmung einer Möwe verholfen hast, kommst Du an den Punkt des Loslassens.


Loslassen führt nicht zwangsläufig zum Ende einer Beziehung. Es kann ebenso die Rückkehr zu uns selbst sein.

Alles mögliche schießt Dir durch den Kopf - wie sollst Du das schaffen?

Wohin mit all der Liebe?

Was ist mit den Kindern?

Was, wenn ich zu früh aufgegeben habe?

Diese Zweifel können sehr aufreibend und schmerzhaft sein. All die Zeit hast Du alles gegeben, soll das nun umsonst sein? Alles verschenkt?


Nein.

Loslassen führt nicht zwangsläufig zum Ende einer Beziehung. Es kann ebenso die Rückkehr zu uns selbst sein.

Was, wenn wir statt beide Hände abrupt aus dem gewohnten Rettungsgriff zu ziehen, einfach eine Hand lösen, um uns diese auf den Bauch zu legen, und tief durchzuatmen?

Uns selbst ein wenig mehr Selbstfürsorge zu gönnen, und Kraft zu sammeln. Durch ein achtsames Betrachten der erbrachten Leistungen und Opfer ein wenig mehr Selbstliebe zu empfinden?

Was, wenn wir durch diesen Fokus auf unsere eigene, mentale, Gesundheit verloren geglaubte Kräfte zurückgewinnen?

Und was, wenn Partner*in, Freund*in oder Arbeitgeber*in plötzlich positiv auf deine Kraft und Ausstrahlung reagieren?


Niemand kann Dich dazu bringen, jemanden oder etwas zu verlassen, das Du liebst. Und das ist gut so, denn es ist deine Liebe.

Niemand kann Dich dazu bringen, jemanden oder etwas zu verlassen, das Du liebst. Und das ist gut so, denn es ist deine Liebe.

Aber jeder kann Dich durch ehrliche, und liebevolle Reflektion deiner Schlachten dazu inspirieren, deine emotionalen Tank nicht bis zum Liegen bleiben leer fährst. Deine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Dich nicht kaputt zu machen / machen zu lassen.

Manchmal nutzen Menschen, die uns lieben und hilflos am Rande der Verzweiflung bei unserer Selbstaufgabe beobachten müssen, nicht die perfekten Worte. Manchmal sind sie vielleicht auch nur Menschen. Und vielleicht meinen sie s trotzdem gut.

Und ganz sicher sollten wir dankbar dafür sein, dass da noch jemand ist, der uns den Spiegel vorhält, wenn wir uns einmal wieder in etwas verloren haben.









Für meine Freunde, ihre Geduld und ihre Liebe 🤍


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Lulu Lundt
Lulu Lundt
Jun 30, 2023
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So schön geschrieben! Vor allem mag ich, dass Du damit aufklärst, dass loslassen nicht zwingend ein Ende der Beziehung bedeutet. Sehr wohl aber ein Ende dieses zehrenden Zustandes.

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